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Wettmar Ev.-luth. St. Marcus Kirche

J. A. Engelhardt 1856
Jörg Bente 2006
I. Hauptwerk
  II. Oberwerk   III. Pedal
Principal
4'
  Lieblich Gedact 8' Subbaß
16'
Principal
8'
  Viola di Gamba 8' Principalbaß
8'
Bordun
16'
  Fernflöte 4' Bordun
8'
Doppelflöte
8'
      Posaune
16'
Gedact
4'
         
Octave
2'
     
Mixtur
3 f.
     
         
Orgel Wettmar Orgel Wettmar Orgel Wettmar, Spieltisch

Die Engelhardt-Orgel in Wettmar

Die im Jahre 1855 nach einem Brand von Conrad Wilhelm Hase in neoromanischem Stil neu errichtete St.-Marcus-Kirche zu Wettmar erhielt 1856 auch eine neue Orgel, die von dem Orgelbauer Johann Andreas Engelhardt (1804 -1866) aus Herzberg am Harz erbaut wurde. Engelhardt stammte aus Lossa bei Naumburg und war mit seiner Werkstatt seit etwa 1830 in Herzberg ansässig. Seine Orgelbautätigkeit erstreckte sich in den Folgejahren bis nach Hannover und Braunschweig.

Conrad Wilhelm Hase hat offensichtlich nachhaltigen Einfluß auf die äußere Gestalt der Orgel ausgeübt. Ungewöhnlich für Engelhardt ist bspw. der Prospekt mit seinem stark dreidimensional gegliederten Aufbau. Ein Hinweis darauf, daß das Instrument anders gestaltet wurde, als von ihm anfänglich geplant, ist die Tatsache, daß alle Prospektpfeifen bis auf die fünf im mittleren Feld stehenden stumm sind. Engelhardt hatte dagegen in seinem Kostenanschlag ursprünglich das gesamte Register Prinzipal 4 Fuß für den Prospekt vorgesehen. Die Prospektpfeifen sind aus Zink. Erstaunlicherweise stammen sie von Engelhardt, wie sich anhand der handschriftlichen Tonbezeichnungen erkennen ließ. Hier wurden bereits zu einem sehr frühen Zeitpunkt Prospektpfeifen aus Zink verwendet.

Stilistisch stehen die Orgeln Engelhardts in der Tradition des sächsisch- thüringischen Orgelbaus des 18. und frühen 19. Jahrhunderts mit größtenteils noch spätbarocker Disposition (Registerzusammenstellung). Die Orgel in der St.-Marcus-Kirche ist mit 14 Registern eines seiner kleineren Instrumente, wie sie häufig in Dorfkirchen vorzufinden sind.

In den Kirchenbüchern fand sich das Angebot ("Kostenanschlag") für den Bau der Orgel aus dem Jahre 1854 mit der von Engelhardt vorgeschlagenen Disposition in seiner Originalhandschrift. Danach sollte die Orgel 13 klingende Register auf zwei Manualen und Pedal zum Preis von 769 Courantmark erhalten.

Für ein 14. Register, eine Posaune 16 Fuß im Pedal, war der Platz vorgesehen. Ob sie damals von Engelhardt dann auch eingebaut wurde, ist nicht bekannt. Allerdings fand sich bei der Restaurierung der Registerzüge ein originales Register-Schildchen für dieses Register, sodass davon auszugehen ist, daß sie seinerzeit von Engelhardt auch gebaut wurde.

Bei der Restaurierung, die von Juni 2005 bis Juni 2006 durchgeführt wurde, wurde das Instrument technisch vollständig überarbeitet und die Register bzw. Pfeifen, die nicht mehr original vorhanden waren, wie u.a. die Posaune 16 Fuß, nach Engelhardtschem Vorbild rekonstruiert (siehe Bild unten).

Erfreulich war dabei, daß der Bestand an originalen Engelhardt-Pfeifen mit Unterstützung von Orgelrevisor Hans-Ulrich Funk aus Herzberg durch noch vorhandene Pfeifen aus zwischenzeitlich aufgegebenen Engelhardt-Orgeln sinnvoll ergänzt werden konnte. Nach Abschluß der Restaurierungsarbeiten weist das Instrument nunmehr wieder seinen ursprünglichen farbenreichen und gravitätischen Klang auf.